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Zwangstherapie – Die Rettung der Land(Ärzte-)schaft?

Heute, am Donnerstag den 09.05.2012 gingen in mehreren Städten Deutschlands die Medizinstudenten auf die Straße um zu demonstrieren, so auch in Köln, Berlin, Münster, Leipzig und Mainz. Im weißen Ärztekittel und bewaffnet mit Schilder, Trillerpfeife und Stethoskop marschierten bundesweit aufgebrachte junge Mediziner durch die Städte und brachten ihren Ärger lautstark zum Ausdruck. Ihre Parolen hießen „Wahl statt Qual!“, „Wahlfreiheit!“ oder waren Hinweise auf die Konsequenzen folgender Entscheidung. Worum ging es da eigentlich?

Anlass ist die morgige Abstimmung des Bundesrates über die Änderung der ärztlichen Approbationsordnung, welche den Verlauf des Medizinstudiums vorschreibt. In der Abstimmung werden zwei Angelegenheiten thematisiert: einerseits geht es um die Abschaffung des wörtlich zutreffenden „Hammerexamens“ am Ende des Studiums, andererseits – und das ist der Grund für die Demonstrationen – um die Änderung der Aufteilung des Praktischen Jahres.

Die Grundlage der Diskussion ist für die meisten Laien wohl eher schwierig nachzuvollziehen. Was ist zum Beispiel ein „PJ“? Das Praktische Jahr (kurz PJ) steht am Ende des Medizinstudiums und bietet dem Studenten die Gelegenheit sich im praktischen Klinikalltag zurechtzufinden. Derweilen sind die Studenten verpflichtet je eines der drei vorgeschriebenen Tertiale in der Chirurgie und der Inneren Medizin zu verbringen. Bisher hatte man zusätzlich die Möglichkeit, das dritte Tertial in einer Fachrichtung seiner Wahl zu leisten und damit das eigene Interesse an einem bestimmten Fachgebiet der Medizin zu vertiefen und spezielle Kenntnisse zu erlangen. Diese durchaus sinnvolle Regelung soll nun geändert werden.

Ein kurzer Zeitsprung bringt uns zwei bis drei Monate und weiter zurück in der Medienwelt.

Immer und immer wieder fanden sich Berichte im Internet und den großen Zeitungen über die „Landflucht“ der jungen Mediziner. „Kaum ein Mediziner will nach dem Studium als Hausarzt auf’s Land“ hieß es dort und ein bevorstehender Landarzt-Mangel wurde warnend prognostiziert. Es ist tatsächlich so, dass dem Trend nach die medizinische Versorgung auf dem Land kaum mehr gesichert ist. Die Zukunft verspricht bei weitem keine Besserung.

Natürlich ist das ein wichtiges Thema, welches dringend verschiedener Lösungsansätze bedarf. Aktuell glaubt die Politik die Lösung auf das Problem gefunden zu haben und zwar im Medizinstudium selbst.

Nachdem finanzielle Lockmittel nicht die gewünschte Wirkung zeigten, will man jetzt das Wahltertial mit einem Pflichttertial in der Allgemeinmedizin, z.B einer Hausarztpraxis ersetzen. Nachdem das Wahltertial zunächst rigoros abgeschafft werden sollte, entschied man sich neuerdings für eine Aufteilung des PJ in Quartale, von denen eines verpflichtend in der Allgemeinmedizin stattfinden soll, während die übrigen drei Monate dann den Interessen der Studierenden aufgehoben werden sollen.

Wo ist jetzt das Problem, die Wahl besteht doch?

Das Problem liegt in der Gewichtung der Prioritäten im Medizinstudium und der Blauäugigkeit der Politiker in dieser Sache.

Während die Innere Medizin und die Chirurgie als größte Fächer des Studiums durchaus ihre Berechtigung als Pflichttertial haben, ist die Allgemeinmedizin eines von vielen anderen interessanten Fächern des Medizinstudiums. Dabei geht es nicht darum die Wichtigkeit und Bedeutung dieses Faches zu schmälern, dieses Fach jedoch aus purer Angst vor einem Landärztemangel verpflichtend in das PJ integrieren zu wollen, zeugt von absoluter Realitätsferne.

Glauben die Leute an der Spitze dieses Landes tatsächlich man könne Interesse und Motivation erzwingen?

Jedem Mensch, der ein wenig über diesen Sachverhalt nachdenkt und diesen vielleicht mit eigenen Pflicht-/Interesse-Konflikten vergleicht weiß, dass eine Verpflichtung keineswegs in der Stärkung des eigenen Interesses resultiert. Meistens sogar im Gegenteil: wenn nicht aus Trotz im extremsten Falle, wendet sich der Student eher aus Langeweile durch Unwillen von diesem Fach ab. Immer mehr Studenten werden nach dem Studium ins Ausland auswandern, denn diese Entscheidung beschneidet immer mehr das Wahlrecht der Mediziner und macht Studium und Berufsaussicht bei weitem nicht attraktiver. Das Gegenteil ist der Fall.

Auch für Allgemeinmediziner selbst kann diese Regelung keine positive Entwicklung bedeuten. Schon allein bei dem Gedanken an eine Horde unmotivierter Zwangsarbeiter in der eigenen Hausarztpraxis stellen sich sowohl Hausärzten, als auch den Patienten die Haare zu Berge. Plötzlich soll Allgemeinmedizin ein Fach sein, das man aus Personalmangel mal eben kurz zwischenschieben kann? Prüfen kann es schließlich jeder…?

Hier interessiert vielleicht gerade die Meinung der Allgemeinmediziner und anderer kritisch denkender, praktischer Ärzte zu diesem Thema, wie z.B Medizynicus.

Die Argumente der Ministerin für Bildung in Rheinland-Pfalz sprechen „für einen besseren Einblick in die große Bandbreite des Medizinstudiums“. Auch wenn Doris Ahnen den Studenten in ihrer Ansprache an die Demonstrierenden diplomatisch „Wahlfreiheit“ zugestehen möchte, zeugen Ihre Aussagen vielmehr von der medizinischen Ahnungslosigkeit der Politiker.

Das allein ist kaum als Vorwurf zu verstehen, schließlich haben sie kaum einen Einblick in die Wirklichkeit der Medizin in Deutschland, denn sie haben ja Politik studiert und nicht Medizin.

Zahlreiche Möglichkeiten für solche Einblicke haben die Studenten im Rahmen einer Famulatur, die sie in Fachrichtungen ihrer Wahl ableisten können. Famulaturen sind so etwas wie „Schnupperkurse“ im jeweiligen Fach. Im PJ jedoch stehen die Studenten kurz vor ihrer Zulassung als Arzt. Hier gilt es, die Kenntnisse zu festigen und Praxiserfahrung zu erlangen, am besten neben den großen Fächern auch in der Fachrichtung seiner Wahl. Wer sich besonders für die Allgemeinmedizin interessiert, hat hier die Möglichkeit sein Vorhaben zu überprüfen. Ebenso sollte sich der geborene Orthopäde, Urologe oder Kinderarzt von seiner Wahl überzeugen können und sich auf einen Berufseinstieg ausgiebig vorbereiten können. Ein Pflichttertial „Allgemeinmedizin“ würde den Horizont also nicht erweitern, sondern verengen.

Diese wichtige Möglichkeit Erfahrung zu sammeln für die naive Vorstellung einer Rettungsaktion zu beschneiden ist verantwortungslos, utopisch und nimmt dem werdenden Arzt die Grundlage für einen sicheren Einstieg in seine ärztliche Ausbildung.

Man sollte sich auch immer die Frage stellen, was einem als Patient selbst besser gefällt: Ein überzeugter und motivierter Medizinstudent im PJ, der einem in der Hausarztpraxis begegnet und freundlich grüßt, oder drei genervte PJler, die sich ziemlich sicher sind hier niemals arbeiten zu wollen.

Mehr:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/546466/Pflichtstation-Hausarzt

Bild: Süddeutsche Zeitung Magazin

iTransplant

Die Debatte ist ebenso aktuell wie wichtig. Besonders seit dem die Frage nach einer bundesweiten Einheitslösung für das „Problem Organsprende“ konkretisiert wurde öffnen sich Augen und Ohren, sobald das Stichwort fällt. Ebenso gründlich diskutiert sind die Argumente, die sich für oder gegen diese Entscheidungshilfe auslegen lassen.

Federführend in der Diskussion sind die Zahlen.

Laut Eurotransplant warteten Ende letzten Jahres 15072 Menschen auf ein Organ (wenn man von den Doppel-Organ-Spenden absieht), 10231 davon auf eine Niere, davon wiederum 7573 in Deutschland. Nur 1891 Menschen spendeten ihre Niere(n) nach ihrem Tod. Die Differenz ist groß, das Gesundheitswesen schreit nach Besserung.

In China warten jedes Jahr ca. 1,5 Millionen Menschen auf ein Organ, nur 10000 Transplantationen können durchgeführt werden, die Differenz ist unvorstellbar (SPON).

Bis es zur Organspende kommen kann müssen viele Kriterien erfüllt sein, andere Punkte dürfen nicht zutreffen. So ist zwischen Spender und Empfänger beispielsweise Anonymität zu wahren und es sind keinesfalls finanzielle Entschädigungen zulässig. Bei der Lebendspende ist der erste Punkt nicht zutreffend, da meist Verwandte oder Ehepartner die Spender sind, sofern passend. Finanzielle Leistungen bleiben jedoch laut Gesetz weiterhin verboten.

So klar dieses Gesetz jedoch auch scheint, so bleibt doch genug Raum für Diskussion.

Man will den Organhandel unterbinden, infolgedessen Menschen ausgebeutet werden, indem sie ein Organ spenden für das sie ungleich hoch bezahlt werden. Davon zu unterscheiden ist noch der – selbst unter Annahme alternativer Gesetzeslage – illegale Organhandel, in dessen Namen Menschen entführt und ermordet werden, um deren Organe zu an wohlhabende Empfänger zu verkaufen.

Als Gegenargument zog man noch vor einiger Zeit jene Familien in Betracht, deren Lebensgrundlage eventuell durch die bezahlte freiwillige Spende eines Organs für längere Zeit erhalten bliebe. Es lohnt sich durchaus gründlich zu überlegen, ob man Menschen die am Existenzminimum leben, diese Möglichkeit nehmen darf.

Doch das war eine alte Generation, es geht heute längst nicht mehr um Existenzminimum, Lebensmittel und Grundversorgung. Die heutige Grundversorgung lässt sich beliebig erweitern, auf die Vorlieben und Wünsche des einzelnen zugeschnitten. Da es in den westlichen Ländern, oder in denen die es zumindest wirtschaftlich gerade werden an wirklicher Armut mangelt, nehmen Luxusgüter den Platz der Grundversorgung ein. iPhones, Smartphones, Computer, iPads überfluten die Gesellschaft und setzen einen völlig neuen Standard für das, was der moderne Mensch als Minimum besitzen sollte. Ernsthafte körperliche Probleme und Mangelernährung sind dermaßen zurückgegangen, dass sie als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt werden. Es ist ein neuer Standard, der den Menschen erst menschenwürdig Teil der Gesellschaft sein lässt.

Was sich anhört wie die altklugen Tiraden eines Gesellschaftsfremden, scheint sich jedoch bereits zu bewahrheiten. Menschen geben alles um ihren Standard zu erlangen.

In China spendet ein 17-jähriger eine Niere an ein dubioses Unternehmen, um für 2400€ seine multimediale Existenzgrundlage zu sichern (SPON). Dieser Junge ist als Individuum beispielhaft, zwar einsam in den Medien, jedoch sicher kein Einzelfall.

Natürlich ist die Frage „Wer waren diese Leute?“, selbstverständlich will jeder wissen „Wie viele Menschen wurden noch operiert?“, „Wer hat diese Niere bekommen?“. Wie stoppen wir am besten den Organhandel? Die unglaubliche Skrupellosigkeit der Verbrecher macht das nur möglich.

Viel wichtiger ist doch die Frage wie Luxus und Gesundheit so offensichtlich ihre Werte tauschten, dass mit der Gesundheit, der Grundlage des Organhandels so leichtfertig umgegangen wird.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,826251,00.html

„Ihr Kinderlein kommet“ – Die moderne Kirche und ihre Ablassbriefe

Sie scheinen in einer Parallelwelt zu leben. Ein eigener Staat mit streng durchorganisierter Hierarchie, eigene Regeln und Gesetze, sogar ein Oberhaupt, welches international höchste staatliche Achtung genießt.

Seit mehreren Jahren bemüht sich die katholische Kirche mehr oder weniger, ihre Glaubensgemeinschaft zu modernisieren. Man will verstärkt Kinder und Jugendliche ansprechen, was eher schlecht als recht gelingt.

In eben dieser Gruppe gilt die Kirche jedoch eher als veraltet, stur und oft sogar als überflüssig. Ist die Jugend von heute ignorant?

Währenddessen übt sich selbige Institution in dreister Arroganz und Ignoranz gesellschaftlicher Normen und Gesetze. Was für alle Menschen gilt, scheint für einige keinen Wert zu haben. Wo die meisten konsequent verurteilt werden, bleibt einigen wenigen eine Wahl.

Seit Jahrzehnten fasst die Gesellschaft in Witze und böse Worte, was sich wiederholt bewahrheitet: katholische Geistliche, die Kinder (sexuell) missbrauchen. Immer und immer wieder berichten Medien über Kinder – bevorzugt Jungen –  auf Schulen, Internaten oder unter Ministranten, die den pädophilen Tätern zum Opfer fallen. Auch wenn die suggerierte Verallgemeinerung solcher Neigungen auf alle Geistlichen schlicht falsch ist, so fällt dennoch eine starke Häufung solcher Vorkommnisse in katholischen Reihen auf.

Natürlich ist es, wie bei allen Verbrechen, auch hier nur schwer möglich die Täter zu finden, um sie zu verurteilen…

Ist es das tatsächlich?

Hat man nicht schon einmal einen Namen in den Berichten der Zeitungen gehört? Nein, Namen hört man selten, stimmt. Trotzdem kennt man die Täter, das Problem ist nur: die falschen Personen kennen sie. Die Namen jedoch behält man für sich.

Noch klingen die Worte des Trierer Bischofs Ackermann in den Ohren, die Verfolgung der pädophilen Vergewaltiger verstärkt voranzutreiben. Man wolle sich bemühen den Fällen nachzugehen, man zahlte den Opfern und deren Familien Schadensersatz. Auf rund 2 Milliarden Dollar belaufen sich die bisherigen Kosten.

Schadensersatz für was?

Was stellt dieser Schadensersatz dar?

Eine Entschuldigung? Eine Wiedergutmachung?

Ich glaube dieser Schadensersatz ist gleichwertig mit Sanierungskosten, es geht um den Ruf der Kirche. Eine moderne Form des Ablassbriefs. Die Gesellschaft und die betroffenen Familien werden mundtot gemacht, indem sie das Gefühl vermittelt bekommen, etwas im Ausgleich erhalten zu haben. Vielleicht ist es für die Familien sogar beruhigend zu wissen, dass wenigstens die hohen Tiere der Kirche Reue zeigen.

Doch Reue sieht anders aus, sie würde gänzlich gegensätzliche Folgen nach sich ziehen. Zeigt jemand Reue, so versucht er ähnliche Geschehnisse strikt zu vermeiden, Verantwortliche rechtlich verfolgen zu lassen und zu bestrafen.

Herr Ackermann müsste intensiv in eigenen Reihen investigieren und bedingungslose Sanktionen folgen lassen.

Stattdessen beschäftigt er weiterhin sieben als pädophil bekannte Geistliche in seinem Bistum, ohne ein Wort (SPON, 18.3.12). Sieben erwachsene Männer mit Neigungen zum Kindsmissbrauch arbeiten weiterhin als Personen des Vertrauens für einen Glauben der unter anderem Nächstenliebe und Schutz vermitteln soll. Schutz für wen?

Sieben Männer wären wahrscheinlich noch kontrollierbar.

Die Dunkelziffer ist allerdings ungleich höher. Damit ist nicht die Dunkelziffer an Pädophilen gemeint, die sich eventuell noch zurückhält. Gemeint ist die Zahl derer, deren Namen die Kirche nicht preisgibt, denn scheinbar darf man sich dort das Recht vorbehalten, Verbrechen zu verschweigen und Täter wissentlich zu schützen.

Mit welchem Recht sind diese Leute anders als die „normalen Verbrecher“ der Gesellschaft? Gesetze werden eher als Vorschläge interpretiert, nach denen man handeln kann, wenn man es selbst für vernünftig hält. Ist dies nicht der Fall, steht es dem geistlichen Bürger frei seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Das schlimmste ist: die Gesellschaft und besonders der Staat schweigen und lassen „seine Heiligkeit“ gewähren.

Vielleicht ist es doch endlich mal an der Zeit, die Strukturen in der katholischen Kirche zu brechen und neu zu ordnen. Das Image dieser hypokritischen Institution ist längst nicht mehr zu retten.

Solange sich bestimmte Dogmen jedoch halten, die heute keinerlei Bezug mehr zur modernen Gesellschaft aufweisen ist jeder Versuch der Missionierung vergebens.

Der kleine Bär und das Meer – Teile I – IV

Teil I

Es war einmal ein kleiner Bär. Er wohnte mitten in einem großen, grünen Wald zusammen mit seinen Freunden. Da waren ein Dachs, ein paar Kröten, eine Igelfamilie und zwei oder drei Füchse, die man ab und zu herumstreunen sah. Der kleine Bär mochte all diese anderen Tiere, er fühlte sich wohl in seiner Umgebung. Am wohlsten aber fühlte er sich mit seinen besten Freunden, dem Hasen und der Eule.

Die drei verbrachten fast jeden Tag miteinander, erkundeten den Wald, machten tagelange Wanderungen in andere, fremde Gebiete oder streiften die ganze Nacht durch die Dunkelheit, bis ihnen die Füße weh taten. Der Bär wusste, dass er tolle Freunde hatte. Manchmal brauchte er auch mal seine Ruhe, oft ging ihm viel durch den Kopf. Dann ließen sie ihn nachdenken, ausprobieren wie die Affen zu klettern oder zu fliegen wie die Vögel, hoch über den Blättern der Bäume. Natürlich wusste er, dass er niemals fliegen können würde. Schließlich haben Bären eben keine Flügel, außerdem war er viel zu schwer. Darüber war er aber nicht traurig, denn ganz oft saßen er und der Hase ewig lange zusammen und dachten darüber nach wie es wäre, einmal zu fliegen.

Dann wussten die beiden ganz genau, wie es sich anfühlen musste. Einfach den Wald mit all seinen Bäumen unter sich sehen, die warme Luft steigt von unten auf und trägt sie, sodass es ganz leicht ist dort oben zu bleiben. Sie würden die tollsten Orte sehen, alles erkunden, was es zu erkunden gab. Die Meisen erzählten manchmal von ihren kurzen Ausflügen, von einer Welt außerhalb des Waldes. Dort lebten noch ganz andere Tiere, sagten sie. Oh ja, da ist es aufregend.

Natürlich waren die drei Freunde glücklich in ihrem Wald. Hier kannten sie sich gut aus, die Tiere um sie herum waren alle freundlich und es war immer etwas los. Sie fühlten sich wohl in ihrem Wald, auch wenn sie manchmal etwas Sehnsucht nach einer Abwechslung hatten. Doch insgesamt gab es eigentlich alles was sie brauchten.

Eines Tages saßen der Hase und der kleine Bär zusammen am Fluss, als die Eule angeflattert kam. „Ihr glaubt nicht, wo ich gerade war!“, rief sie völlig außer Atem. „Es war fantastisch! Eine Gegend, so anders und so neu. Die Sonne schien und vor mir lag eine riesige, blau glitzernde Fläche Wasser, soweit ich schauen konnte. Es war gar kein Ende in Sicht!“

Der Hase und der kleine Bär schauten sich ungläubig an. Was redete die Eule da? War sie wirklich an solch einen Ort gekommen? Das hörte sich wirklich sehr gut an, fanden die beiden. „Erzähl uns mehr!“, rief der Bär und die Eule begann zu erzählen. Sie redeten bis tief in die Nacht und selbst wenn sie gewollt hätten, keiner der drei hätte jetzt noch ein Auge zugetan.

Teil II

Am nächsten Morgen war der kleine Bär verwirrt. Noch immer geisterten in seinem Kopf die Geschichten herum, die ihm die Eule erzählt hatte. Er versuchte sich vorzustellen, wie es denn wohl dort wäre und irgendwie reizte ihn der Gedanke, einmal etwas völlig anderes zu erleben.

Mittags kam ihn der Hase besuchen. Auch ihm schienen die Geschichten gefallen zu haben. „Komm kleiner Bär, lass uns auch dort hingehen!“, rief der Hase aufgeregt. „Ich möchte so gerne mal woanders sein, die Meisen haben mir den Weg erklärt. Wenn wir nur fliegen könnten…“, fantasierte er. „Wir können aber nicht fliegen, Hase.“, gab ihm der kleine Bär zu denken. „Vergiss das nicht, auch wenn es schön wäre.“

Der Hase aber schien dem Bär gar nicht zuhören zu wollen. Mit leuchtenden Augen beschrieb er erneut die geheimnisvolle Gegend und wie er es anstellen könne, auch ohne eigene Flügel dorthin zu gelangen. „Weißt du“ rief der Hase „ich habe das Gefühl ich muss mal etwas neues sehen. Wir waren schon so lange hier, findest du nicht eine Abwechslung täte uns mal gut?“

Als der Hase wieder gegangen war, wurde der kleine Bär traurig. Auch er hatte schon oft darüber nachgedacht, den Wald zu verlassen und sich zumindest mal eine Zeit lang eine Höhle in einem anderen Wald zu suchen, oder vielleicht sogar am Meer oder in den Bergen, hoch oben. Der Gedanke gefiel ihm, sehr sogar. Andererseits gefiel es ihm hier in seinem Wald und so schlecht war es doch nun wirklich nicht. Er hatte hier so viele Freunde und mochte den Geruch, wenn er morgens aus seiner Höhle kroch und die ersten Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten. Er kannte diesen neuen Ort doch gar nicht, wer sagte denn, dass es dort besser sei?

Die Begeisterung in den Augen des Hasen machte ihn unsicher. Der Hase war sein allerbester Freund, den er im ganzen Wald besaß. Er konnte sich kein Leben im Wald ohne den Hasen vorstellen. Was, wenn er es ernst meinte und wirklich wusste wie man dort hin kam, ohne fliegen zu müssen?

Draußen vor seiner Höhle wurde es schon wieder dunkel, die Bäume verdeckten die Sonne, die jetzt tief am Horizont stand, sodass nicht mehr viel Licht in seine Höhle fallen konnte. Nachdenklich zog sich der Bär in seine Lieblingsecke in der Höhle zurück und als sein Kopf vom vielen Nachdenken ganz schwer wurde, schlief er erschöpft ein.

Teil III

Der nächste Tag begann sehr langsam für den Bären. Die Sonnenstrahlen krochen nur ganz langsam und zaghaft in die Höhle und ein dichter Nebel zog nass in jede Ecke, sodass das Licht es schwer hatte, einen Weg hinein zu finden. Er hatte es schwer, endlich aufzustehen und würde am liebsten einfach liegen bleiben und sich ganz tief verkriechen.

Schließlich schaffte er es doch, einen ersten kurzen Blick hinaus zu werfen. Eigentlich war es gar nicht so ein schlechter Tag. Zwar war die Sonne nicht wirklich zu sehen, aber es war trocken, sodass man wenigstens keine nassen Pfoten bekam. Trotzdem war der kleine Bär nicht ganz überzeugt, ob es nicht doch regnete.

Tapfer stapfte er ins Freie und begann zu laufen. Er wusste noch nicht, wohin er gehen würde, vielleicht entdeckte er ja etwas Interessantes auf dem Weg. Nach einigen Metern entschied er, einen Umweg zum Fluss zu machen und nachzusehen ob der Hase schon wach war. Auf der Hälfte des Weges kam ihm der Hase schon entgegen. „Hallo kleiner Bär!“ rief der vergnügt und hoppelte auf ihn zu. „Wie geht es dir?“ „Hallo Hase.“ antwortete der Bär „Es geht so, ich fühle mich nicht so wohl wie sonst.“

„Warum, was ist los? Bist du krank?“ fragte der Hase weiter. „Ich weiß nicht, nein ich bin nicht krank. Nichts bestimmtes, schon ok…“ murmelte der Bär.

Der Hase war verdutzt, aber er hatte Neuigkeiten, also fing er an zu erzählen. Die Eule hatte sich bei den beiden verabschieden wollen. Sie meinte, sie wolle unbedingt zu diesem Ort zurück, von dem sie den beiden erzählt hatte. Weil sie den schlafenden Bären nicht wecken wollte, sei sie schon früh losgeflogen. Sie käme sicher bald zurück und die beiden sollten doch mit ihr kommen.

„Das ist doch toll oder? Was ist mit dir, Bär? Kommst du mit, kommst du mit?“ fragte der Hase aufgeregt und hüpfte dabei auf und ab. „Hast du darüber nachgedacht?“ Der Bär hatte sehr lange darüber nachgedacht. „Ich glaube ich möchte hier bleiben“ antwortete er bestimmt. Der Hase schaute ihn ungläubig an. „Du willst hierbleiben? Aber das hier ist doch unsere Chance, mal endlich mehr zu sehen als nur den Wald!“ lachte er. „Ich finde es hier schön. Ich glaube, dieser Ort ist nichts für Hasen und Bären“  entgegnete der Bär.

Die beiden liefen einige Minuten schweigend den Fluss entlang. Nach einer Weile fragte der Hase, ob der Bär nun böse sei. „Nein Hase, ich bin nicht böse. Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen.“

Aber tief in seinem Inneren hatte der kleine Bär Angst. Der Hase war so begeistert von der Idee, den Wald zu verlassen. Er wollte seinen besten Freund nicht verlieren. Er wollte nicht, dass er geht und sie sich nicht mehr jeden Tag sehen würden. Aber das alles sagte er dem Hasen nicht.

Teil IV

Die Tage im Wald vergingen nun immer schneller und langsam wurde es früher dunkel. Die Zeit raste nur so am kleinen Bär vorbei. Er spürte wie der Zeitpunkt, vor dem er sich so fürchtete, immer näher rückte.
Insgeheim hatte er noch einen Funken Hoffnung tief in seinem Herzen, der ihm eine andere Zukunft zeigte. In dieser Zukunft würde der Hase nicht fortgehen.

In den vergangenen Tagen hatten die beiden Freunde viel erlebt. Sie hielten sich fast jeden Tag am Fluss auf, planschten im Wasser und beobachteten die Vögel beim Fangenspielen. Eines Tages hatte sich eine Katze in den Wald verirrt und nicht mehr ihren Weg zurück nach Hause finden können. Eigentlich wollte sich nur mal den Waldrand anschauen, aber dann war sie neugierig geworden und schlenderte immer weiter zwischen den immer dichter werdenden Bäumen entlang.

Die beiden fanden die Katze auf einer Lichtung in der Nähe des Flusses und ahnten, dass sie sich verlaufen hatte. Sie hatten vorher noch nie eine Katze in ihrem Wald gesehen. Die Katze war alleine und wollte wieder zurück nach Hause, also nahm der Bär sie auf seinen Rücken und der Hase hoppelte voraus, zwischen den Bäumen entlang auf den Waldrand zu. Nach einigen Minuten hatten sie es geschafft, die Katze bedankte sich und sprang durch das Feld davon.

Tage wie dieser ließen den kleinen Bär völlig vergessen, wie die Zeit den beiden davon lief. Das war auch gut so, jeder neue Tag ohne Gedanken daran, war ein guter Tag und viel wert für die beiden.

Eines Morgens tauchte die Eule wieder im Wald auf. Sie freute sich, ihre zwei Freunde nach so langer Zeit wieder zu sehen und flatterte aufgeregt durch die Luft. Auch für sie war so viel Neues geschehen und die drei hatten sich so einiges zu erzählen. Nach einer Weile hatten sie ihre Geschichten ausgetauscht und als keiner mehr etwas zu berichten hatte, schaute die Eule die beiden unvermittelt an: „Morgen fliege ich wieder zurück.“ sagte sie. Ihre funkelnden großen Augen ruhten auf den beiden Freunden. Erwartungsvoll fragte sie: „Kommt ihr mit mir? Morgen ist ein guter Tag, um zu reisen. Wir sollten früh aufbrechen!“.

Sowohl der kleine Bär, als auch der Hase wussten, dass nun der Moment gekommen war, vor dem sich beide so lange gedrückt hatten. Sie sagten lange nichts und schauten den Boden an. „Ihr kommt doch mit, oder?“ fragte die Eule. Der Hase schaute den Bären eine Zeit lang an, schließlich sagte er: „Ich komme mir dir“. Der Bär antwortete nicht. „Bär, kommst du nicht mit uns?“ fragte die Eule erstaunt. Der Bär schüttelte langsam den Kopf.

Schweigend saßen sie am Ufer des Flusses, die Sonne tauchte das Wasser in ein schimmerndes, goldig-gelbes Licht. Keiner sprach es aus, aber alle wussten, was diese Entscheidung für die Freunde bedeutete.

Die Eule war glücklich darüber, dass der Hase mit ihr kam. Sie liebte ihr neues Zuhause, fand es aber nur halb so schön ohne ihre Freunde. Sie spürte jedoch, mit welcher Kraft diese Entscheidung an der täglichen Nähe ihrer beiden besten Freunde riss.

Der Hase träumte schon seit langem davon, den Wald hinter sich zu lassen und Unbekanntes zu entdecken. Er freute sich darauf, die Bilder in seinem Kopf Wirklichkeit werden zu lassen. Aber es gelang ihm nicht, das Ausmaß der Veränderung auf eine neue Erfahrung zu begrenzen.

Der kleine Bär dachte gar nichts. Er hatte Angst die Zukunft zu begreifen und obwohl sie schon so nah war, schob er sie soweit es nur ging von sich weg. Er spürte wie seine linke Tatze stechend zu pochen begann. Keine starken Schmerzen, er hatte dieses Gefühl schon einmal gehabt und wusste, dass es nichts Schlimmes war. Wahrscheinlich bildete er es sich nur ein, trotzdem war es unangenehm.

Am nächsten Morgen wachte der Bär auf und wäre am liebsten einfach liegen geblieben. Tapfer stapfte er zur Wohnung des Hasen, um sich von ihm zu verabschieden. In seinen Pfoten hielt er einen Topf Honig, den er dem Hasen zum Abschied schenken wollte. Es war seine Lieblingssorte, er wusste, dass der Hase ihn auch mochte, das hatte er ihm schon einmal gesagt.

Der Hase und die Eule warteten schon vor der Tür, um bald loszufliegen. Der kleine Bär drückte dem Hasen ohne viele Worte den Topf Honig in die Hand, dann umarmten sich die beiden. Sie wussten dass es für eine längere Zeit das letzte Mal sein würde, bis sie sich wiedersehen würden. Doch sie würden sich sehr bald besuchen. Es gab noch so viel zu sagen und dennoch war alles gesagt.

Der Hase sprang auf den Rücken der Eule und hielt sich an ihren Federn fest. „Bis bald!“ rief er, dann erhob sich die Eule in die Luft und die beiden flogen mit großen Schwüngen in Richtung Norden, dem Horizont entgegen. Der kleine Bär blieb zurück und schaute den beiden noch lange nach. Er dachte gar nichts.

Natürlich würden die drei Freunde bleiben, das wussten sie. Keiner von ihnen würde am nächsten Tag für immer aus der Welt verschwinden, die Eule war sogar schon zweimal zurückgekommen, um die beiden zu besuchen. Auch wenn sie sich nicht mehr jeden Tag sehen würden, der kleine Bär und der Hase konnten weiter die besten Freunde sein. Sie würden sich eben besuchen und wer weiß schon, was die Zukunft bringt, denn nichts ist für immer.

So würde auch der kleine Bär endlich mal das Meer sehen.

Sie predigen Sport und atmen Rauch

Lockeres Zusammensitzen vor Kursbeginn in der Uniklinik.

Einige meiner Kommilitonen unterhalten sich über die Rolle der Ärzte, unserer – wie jede 2. Woche – zu spät. „Das nächste Mal beeile ich mich auch nicht mehr, rechtzeitig hier aufzutauchen!“ beschwert sich Matthias. „Die kommen auch ständig zu spät. Wahrscheinlich schnell noch die Kippe weggeraucht.“ Soweit zum Anfang.

Eine der Studentinnen ist schwanger. Hat sie schon einen Namen für ihre Kinder?

„Du rauchst aber nicht in der Schwangerschaft, oder?“ fragt Jens. „Na, ich wäre schön blöd, Medizinstudenten sollten das besser wissen.“ entgegnet Sahra entsetzt.

Ja sollten sie, schließlich lernen sie, es besser zu wissen und wir alle lernen ja durch unsere Vorbilder. Bei uns wären da die Halbgötter in weiß zu nennen und die wissen es schließlich besser als jeder sonst. Welcher Patient glaubt schon jemandem, der einem rät mit dem Rauchen schleunigst aufzuhören und dabei einen expiratorischen Aschenbecher versprüht?

„Leider gibt es hier genug Ärzte, die ständig am qualmen sind, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten“ sage ich. David stimmt mir zu: „Ganz ehrlich, dafür müsste es Sanktionen geben oder so. Das ist doch nicht ernstzunehmen! Ein rauchender Arzt, das ist ja wie ein Anwalt, der klaut!“

Ich gab ihm recht. Wer in der Lage ist, sein Wissen über Gesundheit und Krankheit vom persönlichen Leben zu trennen, der sollte wenigstens dafür sorgen, dass der Patient nicht merkt, wer hier das Wasser trinkt und wer den Wein.

http://www.aerztegesundheit.de/krank2.htm

„Lefta yparchoun“: Geld gibt es

Berühmte Worte des Griechen Georgios Papandreou bezeichnen heute alles andere als eine gute nationale Prognose.

Längst ist Griechenland abgestempelt zur Armuts-Nation, emigrierende Einwohner auf der Suche nach Arbeit charakterisieren das Ausmaß der Dinge. Immer wieder die Frage, wie es soweit kommen konnte.

Aktuell findet man die Antwort auf der „Liste der Schande“, die zahllose Griechen als schuldig befindet. Akribisch untersuchen Experten die vielen Quellen, rechnen hin oder her und finden zu dem ernüchternden Ergebnis, dass maximal ein Fünftel der Summe (SPON) von 31 Milliarden Euro potenziell den Weg zurück in die Staatskassen finden wird…komisch.

Erinnert irgendwie schon an den griechischen Mythos von Sisyphos…

Stigmatisiert als Paradebeispiel für die aktuelle Situation spiegelt das Land jedoch nur den internationalen Trend wieder.

„Geld“ gibt es zwar, aber wer hat denn nun eigentlich noch wirklich Geld? Sogar Deutschland, momentan als „Vorbildnation“ gehandelt, schiebt einen riesigen Berg virtueller Schulden vor sich her.

Private Rating-Agenturen stufen wild die Kreditwürdigkeit ganzer Nationen herab und verstärken damit das Chaos, in dem diese sich befinden. Um das abzuwenden, heben Nationen ihre „Schuldenobergrenze“ einfach an und alles ist wieder im grünen Bereich, keine bedenklichen Schulden mehr…

Übertragen auf den Einzelnen suggeriert der Staat so eine grenzenlose Schuldenkapazität, die es reell aber nicht gibt.

Kombiniert mit der Naivität eines 8-jährigen, der sein Taschengeld für Süßigkeiten ausgibt, ist es also kaum ein Wunder, wenn der Staat im sonnigen Süden hier den Faden verliert. Irgendwann muss das Geld, das angeblich jeder hat ,eben genauso virtuell werden wie jenes Geld, das man schuldet.

Wen(n) Pharmazie krank macht – Hoffen ohne Absatzmarkt

Thrombotische-Thrombozytische Purpura – oder: M. Moschcowitz

Für ca. 5000 Patienten in Deutschland bedeutet der Name dieser Krankheit sehr viel, für einige sogar das Leben, für die meisten anderen hingegen wahrscheinlich gar nichts außer Fachchinesisch. Der Grund ist einfach: sie ist selten.

Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine Blutkrankheit, die sich in den Gefäßen unseres Blutkreislaufes abspielt. Ihr zu Grunde liegt eine falsche Abwehrreaktion des Körpers.

ADAMTS-13 – Normalerweise funktioniert das grob so:

In unser Gefäßsystem wird ein sehr großer, klebriger Klumpen abgegeben, der rechtzeitig in viele kleinere Teilchen gespalten wird (vWF). Das Werkzeug, welches diesen riesigen Klebstoff-Klumpen zerschneidet, heißt ADAMTS-13 und ist ein Enzym.

vWF lagert sich nun in die Gefäßwände ein und wird wieder besonders wichtig wenn wir uns verletzen. Dann können sich die Blutplättchen an die vielen kleinen vWF-Teile anheften und so nach und nach die Wunde verschließen, ohne dass wir übermäßig viel Blut verlieren müssen.

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Abb. 1

Bei der TTP bildet der Körper nun – aus noch recht unbekannten Gründen – Abwehrstoffe gegen ADAMTS-13 aus, die großen, klebrigen Klumpen können nicht mehr zerschnitten werden und verbleiben in den Gefäßen. Die Folge ist, dass unsere Blutplättchen jetzt schon an den Brocken hängen bleiben und anfangen die kleineren Gefäße zu verstopfen, die Organe des Körpers werden unterversorgt und können so nicht mehr arbeiten. Rote Blutkörperchen bleiben an den Verschlüssen hängen und platzen.

Irgendwann geht dann gar nichts mehr und aufgrund des hohen Verbrauchs an Blutplättchen und anderer wichtiger Stoffe, blutet man an allen möglichen Stellen selbst ohne Verletzung und mit erst recht.

Typisch sind Hautflecken, besonders gefährlich sind Hirnblutungen, die zum Tod führen können.

Diesen Patienten geht es richtig schlecht.

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Abb. 2

Der Schlüssel dieses Elends ist also ein alter Bekannter: ADAMTS-13.

Zwar sterben seit 1994 (90%) heute weitaus weniger Menschen an den Folgen dieser Krankheit, dennoch bedeutet sie für immerhin noch 20%, also jeden 5. Patienten, das Ende. Dank heutiger Methoden und Therapieansätzen ist die Zahl glücklicherweise nicht mehr höher, das Risiko eines Rückfalls jedoch unbekannt.

Also warum geben wir diesen Patienten nicht einfach mehr von diesem ADAM…Dingsbums…dann müssten sie doch eigentlich bessere Chancen haben oder?

Ja…wahrscheinlich wäre das so. Unter Laborbedingungen konnte man mithilfe zugeführter Enzyme eine erhebliche Verbesserung des Verlaufs feststellen.

Also warum tun wir das nicht? Warum gibt es nicht schon ein solches Medikament?

Tja, liebe Individuen…an dieser Stelle heißt Sie die Pharmaindustrie recht herzlich in der Welt der Gewinnmaximierung und des wirtschaftlich effizienten Forschens willkommen.

Leider gehören Sie zu der viel zu kleinen Zahl, die die Pharmakonzerne sicher nicht mehr reicher machen wird. An einer solchen Investition weiter zu forschen, lohnt sich einfach nicht, der Gewinn wäre viel zu gering, der Markt unbedeutend klein; eine Investition ohne Zukunft.

Und genau darum geht es doch schließlich in der Medikamentenentwicklung…

TTP-Forum

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Abb.1: http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.hematologiegroningen.nl/patienten/includes/getImage.php%3Fdir%3D3TTP%26file%3DTTP05.gif&imgrefurl=http://www.hematologiegroningen.nl/patienten/content/3TTP.htm&usg=__XBRCZ3eJaxH0FU3A4Ly1sHFvPvY=&h=338&w=450&sz=50&hl=de&start=15&zoom=1&tbnid=LStre1afI-4yIM:&tbnh=137&tbnw=183&ei=d_MdT4H7KsHusgaNo-nFDA&prev=/search%3Fq%3DADAMTS%2B13%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26biw%3D1024%26bih%3D653%26tbm%3Disch&um=1&itbs=1&iact=hc&vpx=217&vpy=252&dur=4&hovh=194&hovw=259&tx=131&ty=165&sig=116761414450094150301&page=2&ndsp=20&ved=1t:429,r:6,s:15

Abb.2: http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.hematologiegroningen.nl/patienten/content/fig/TTP06.gif&imgrefurl=http://www.hematologiegroningen.nl/patienten/content/3TTP.htm&usg=__JaGAbSXraZq4_Xbt5Q3tie9HTws=&h=338&w=450&sz=49&hl=de&start=0&zoom=1&tbnid=G-t_T2WRsOmw3M:&tbnh=133&tbnw=177&ei=d_MdT4H7KsHusgaNo-nFDA&prev=/search%3Fq%3DADAMTS%2B13%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26biw%3D1024%26bih%3D653%26tbm%3Disch&um=1&itbs=1&iact=hc&vpx=280&vpy=4&dur=655&hovh=194&hovw=259&tx=152&ty=89&sig=116761414450094150301&page=1&ndsp=15&ved=1t:429,r:11,s:0

Costa Concordia – Katastrophen mit Existenzberechtigung

Immer wieder jagt ein Unglück das nächste. Langsam hat man das Gefühl, die Artungen dieser Vorfälle wiederholen sich früher oder später in gewissen Abständen immer wieder.

Hat der Diktator von „Iranistan“ die Schnauze voll von der westlichen Arroganz, sinkt ein weiteres Schiff aufgrund technischer Mängel bis man die wahre Menschlichkeit dieser Misere entlarvt oder fliegt die nächste Ölplattform in die Luft, um uns vor ein scheinbar unlösbares Problem zu stellen.

Fakt ist, es wird niemals langweilig, die Frage ist nur inwieweit eigentlich das Ausmaß jener Problematik bekannt wird. Der offizielle Zugang für Mann und Frau sind die Medien, die sich in Ausführlichkeit und Dramatisierung das sprichwörtliche Ruder förmlich aus der Hand zu reißen scheinen. Wirklich dramatisch daran ist jedoch ausschließlich die Kurzlebigkeit dieser regen Anteilnahme am Menschenwohl, der Umwelt und „Mutter Natur“. Sorgt man sich um das gleiche Wohl?

Ganz zu schweigen von platter BILDung, die über eine skandalhungrige Stammtisch-Gemeinde gesäht wird, thematisieren selbst seriösere Blätter und Fernsehshows nämlich genau nur so lange, wie die Zahlen derer stimmen, die sich in der sogenannten Zielgruppe wohlfühlen.

Ein Wunder also, welches Ausmaß ein beliebiger „Killererreger“ oder das „Katastrophenleck“ im Meeresboden hat, wenn man bedenkt, dass diese ja scheinbar zeitlich begrenzt existieren (zumindest wenn man sein Wissen den Medien entnehmen möchte).

Aktuell liest die Welt von über 20 vermissten Passagieren der Costa Concordia. Stellen wir uns also den GAU vor, die Costa Concordia – vom „Käpt’n“ verantwortungsvoll gegen Felsen manövriert – verliert tatsächlich ihr transportiertes Schweröl: Was nun? Eine weitere Umweltkatastrophe!!! Kinder lernen, wie ein einziger Tropfen Öl eine ganze Badewanne voller Trinkwasser ungenießbar macht und nun eine ganze Schiffsladung von dem Zeug, nicht auszudenken…

Das ganze kommt einem bekannt vor. Schon einmal haben sich in meinem Kopf ähnliche Horrorszenarien abgespielt. Doch plötzlich berichteten die Medien nicht mehr darüber, plötzlich waren Anrufe von Bundespräsidenten viel interessanter als das und vieles mehr.

Gott sei dank, das Meer ist wieder sauber…